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Der Schuhmacher

Jeden Morgen mache ich zuerst ein Feuer.
Jeden Morgen, seit vielen Jahren.
Das ist ein ganz alter Holzofen.
Und dann, wenn die Leute kommen,
riechen auch sie ein wenig nach Holz
und das haben sie so gerne.

Diese Holzhäuschen
sind ein altes System der Schweizer Schuhmacherei.
Früher gab es viele in Bern,
eines oder zwei im Breitenrain,
eines war in Bümpliz.
Jetzt ist keines mehr.
Ich bin der Einzige, der das noch macht.
Es macht Lärm, nicht.

Warum habe ich diesen Beruf angefangen?
Jeden Tag bist du zusammen mit Leuten,
du siehst alle verschiedenen Leute.
Viele Leute kommen und erzählen mir alles,
manchmal sehr privat.
Auch alte Leute, die alleine sind, kommen zu mir,
eine Viertelstunde lang reden.
Die Leute haben das gerne.


Das Erste, was kommt, ist gute Bedienung.
Du musst nett sein.
Gute Bedienung ist das Beste, was du haben kannst.
Das Zweite ist die Qualität der Arbeit,
und das Material.
Der Preis ist nicht immer wichtig.
Die Leute zahlen lieber zwei Franken mehr
für gute Bedienung, gute Qualität und gutes Material.

Das ist eine ganz alte Maschine,
aber sehr gut.
Eine Maschine um alles zu putzen,
um den Schuh fertig und schön zu machen.
Es gibt vier Räder.
Das da ist zum Beispiel zum Putzen,
das ist fürs Grobe, zum Abschleifen,
das ist die Fräse, um Absätze zu machen,
und das ist auch, um fertig zu machen.
Eine neue Maschine kostet mindestens
zwanzigtausend Franken.
Ich habe eine Occasion gekauft.

Diese Absätze.
Das ist einer, der schnell arbeiten will
und schnell verdienen.
In Zürich war es.
Das ist nichts.
Wenn ich es mache,
mache ich es mit Spezialkleber.

Ich schleife alles ab mit der Maschine,
mache den Absatz schön gerade,
und mache auf beide Seiten Kleber drauf.
Ab und zu mache ich den Kleber warm,
damit er besser hält.
Dann einfach montieren,
mit drei Nägeln.
Du musst wissen wie,
sonst machst du mehr kaputt.

Die Schuhe sind schlechter geworden.
Manchmal bekomme ich Schuhe aus China.
Wahnsinnig.
Sehr schwierig, um daran zu arbeiten.
Die besten Schuhe gibt es sowieso in Italien,
das ist klar,
das muss nicht ich sagen.
Alle Kunden sagen mir das,
jeden Tag.

Patric Marino, nach einem Gespräch mit Niccola Maggio.